Kommune unterstützt Kommune

Deutsche Kommunen haben einen reichen Schatz an Erfahrungswissen aus mehr als 60 Jahren kommunaler Selbstverwaltung. Wie funktioniert die Abfallentsorgung? Wie werden alle Bürgerinnen und Bürger ausreichend mit Wasser versorgt? Wie gelingt eine nachhaltige Stadtentwicklung? Jede Gemeinde, jede Stadt beschäftigt sich tagtäglich mit diesen Fragen – auch im Globalen Süden. Daher ist der kommunale Austausch von Erfahrungen und Wissen wichtig für die Entwicklungszusammenarbeit. Indem sie lokale Probleme anpacken und Lösungen erarbeiten, können Kommunen ganz gezielt – langfristig mit ihren Partnergemeinden im Globalen Süden und auch in befristeten Projekten – das Leben von Menschen verbessern. Denn so viel ist sicher: Auf kommunaler Ebene kann viel bewegt werden. Engagement Global unterstützt die kommunale Entwicklungszusammenarbeit daher intensiv; das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) richtete 2013 erstmals einen eigenen Haushaltstitel für die Förderung des kommunalen Engagements ein und stellte dafür rund 5 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 2013 kann Engagement Global die Arbeit von Kommunen weltweit noch besser fördern, weil sie Synergien nutzt.

ASA und Kommunen mit einem Ziel

Die Idee ist, das Wissen und die Erfahrung aus einem Programm mit der Sachkenntnis und bestehenden Strukturen eines anderen zu verbinden. Außerdem sollen Netzwerke, die innerhalb eines Programms in vielen Jahren entstanden sind, dem jeweils anderen zur Verfügung gestellt werden.

Im Herbst 2013 war es so weit: ASA-Kommunal, eine Zusammenarbeit der Fachabteilung Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit dem ASA-Programm, ging an den Start. Die SKEW berät als Kompetenzzentrum für kommunale Entwicklungspolitik in Deutschland Gemeinden und Städte in ihrem entwicklungsbezogenen Engagement. ASA wiederum richtet sich an junge Leute, die global etwas bewegen wollen. Das Lern- und Qualifizierungsprogramm bietet seit mehr als 50 Jahren Projektpraktika in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa. Mit ASA-Kommunal gewinnt die Projektarbeit in Kommunalpartnerschaften an Fahrt.

„Durch langjährige Zusammenarbeit mit ASA wussten wir: ASA-Projekte bringen einen Mehrwert für uns in Hof ebenso wie für unsere Partner in
Caruarú. Durch ASA konnten wir bereits mehrmals qualifizierte und engagierte junge Menschen für unsere Projektarbeit gewinnen.
Wir begrüßen, dass mit der neuen Komponente die Rolle der Kommunen in der Gestaltung einer nachhaltigen globalen Entwicklung noch stärker gewürdigt wird und haben deshalb ein ASA-Kommunal-Projekt vorgeschlagen. Teilnehmende aus Brasilien und Deutschland haben 2013 Engagement und Fachwissen zu Abfallmanagement und Globalem Lernen in unsere Partnerschaft eingebracht und sie durch den persönlichen und fachlichen Austausch gestärkt.“

Hermann Knoblich,
Abfallzweckverband Hof

In der Praxis heißt ASA-Kommunal: Junge Menschen leisten praktische Arbeit in einem Projekt einer Kommunalpartnerschaft. Bei den dreimonatigen Praktika im Ausland, wahlweise auch in Verbindung mit einer dreimonatigen Projektphase in Deutschland, lernen sie, wie kommunale Entwicklungspolitik gestaltet werden kann. Bereits im ersten Jahr wurden vielfältige ASA-Kommunal-Projekte durchgeführt. Fünfzehn Teilnehmerinnen aus Deutschland, vier aus Brasilien und zwei aus Nicaragua nahmen sich neun Projekte vor. Da engagieren sich dann beispielsweise zwei Berliner und zwei nicaraguanische Organisationen in der Städtepartnerschaft Kreuzberg-Friedrichshain-San Rafael del Sur gemeinsam für Umweltbildung. Sie erarbeiten Workshop-Einheiten, durch die sich Schulklassen und Jugendgruppen mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen können. Das Naturhistorische Museum Mainz unterstützt wiederum mit einem ASA-Kommunal-Projekt das Institut für Nationalmuseen in Ruanda. In einem Projektpraktikum in Kigali erstellen zwei Deutsche ein museumspädagogisches Konzept, mit dem die Museen sowohl für die ruandische Bevölkerung als auch für Touristen noch attraktiver gestaltet werden können. In der ukrainischen Stadt Lviv, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, hilft eine Teilnehmende einer örtlichen Institution, den zentralen Park der Stadt als Erholungsgebiet und touristische Attraktion besser zu vermarkten.

azv-hof.de - Allzweckverband Hof
asa-programm.de - ASA-Kommunal

Mehr Migranten für Entwicklungszusammenarbeit gewinnen

Entscheidend für den Erfolg eines Projekts sind die Menschen, die es vorantreiben. Deshalb war ein Ziel von Engagement Global im Jahr 2013, Migranten noch stärker als bisher für die Entwicklungszusammenarbeit zu gewinnen. Denn wer kennt die politische und gesellschaftliche Situation in Ländern des Globalen Südens besser als die Menschen, die früher dort gelebt haben? Sie sind oft in ihrer früheren Heimat noch gut vernetzt, sie kennen die Kultur, sie sprechen die Sprache. Wer also könnte besser zwischen ihrem Herkunftsland und dem Land vermitteln, in dem sie nun leben?

Migranten sind entscheidende Akteure in der Entwicklungspolitik – davon ist auch das BMZ überzeugt. Es hat Engagement Global daher angeregt, Migrantenorganisationen noch gezielter zu unterstützen, ihnen bei der Umsetzung ihrer Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit zu helfen, und zwar sowohl mit finanziellen Mitteln als auch mit Angeboten zur Weiterbildung und zur Vernetzung. Schnell war klar: Erstmal müssen sich die Akteure der Migrantenorganisationen und die vielen anderen Kollegen in der Entwicklungszusammenarbeit sehr viel besser kennenlernen. Damit sie wissen, wo sich wer wie und wofür schon engagiert. Und damit deutlich wird, wie die Migranten in ihrem Engagement noch stärker unterstützt und gefördert werden können. 2013 waren daher mehrere Veranstaltungen speziell den Treffen mit Vertretern von Migrantenorganisationen gewidmet.

Gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg und dem Land Baden-Württemberg veranstaltete die SKEW Ende April eine Tagung zur „Zusammenarbeit von Migranten und europäischen Partnern in kommunalen Partnerschaften mit Afrika“. Es kamen rund 100 Vertreter aus Kommunen, entwicklungspolitisch aktiven Migrantenorganisationen, Eine-Welt-Vereinen und Partnerschaftskomitees. An diesem Tag wurde intensiv darüber diskutiert, welche Rolle Migrantenorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit einnehmen können.
Die Teilnehmenden waren sich schnell einig: Wenn Migrantenorganisationen, Kommunen und europäische Partner zusammenarbeiten, ist das für alle Beteiligte ein großer Gewinn.

Kurze Zeit später, Anfang Mai, kam das bundesweite Netzwerk Migration und Entwicklung zusammen. Im Fokus des Treffens stand die Wirtschaft. Gemeinsam mit der Stadt München lud die SKEW dazu ein, darüber nachzudenken und zu diskutieren, wie von Migranten geführte Unternehmen die kommunale Entwicklungspolitik bereichern können. Migranten, die sich schon viele Jahre sozial und wirtschaftsfördernd in ihren Herkunftsländern engagieren, hielten motivierende Vorträge darüber, wie viel das Engagement eines Unternehmers bewirken kann.

Ganz konkrete Unterstützung hat Engagement Global schließlich im Herbst geleistet und in Rostock und Frankfurt je zweitägige Weiterbildungsseminare speziell für Migrantenorganisationen angeboten. Viele Migranten, die sich engagieren wollen, wissen oft kaum, wie und wo sie Fördermittel bekommen können. Das hat sich geändert mit diesen Seminaren. Sie vermittelten, welche Fördermittel, Fördereinrichtungen und Förderprogramme es in Deutschland gibt. Die Mitmachzentrale und ein Koordinator gaben unmittelbare Hilfestellung. Organisiert wurden die Seminare in Kooperation mit dem Entwicklungspolitischen Netzwerk Hessen und dem Netzwerk der Migranten in Mecklenburg-Vorpommern, MIGRANET-MV.

service-eine-welt.de - Tagung Ludwigsburg
service-eine-welt.de - Netzwerk Migration und Entwicklung

Klimaschutz partnerschaftlich voranbringen

Von den Folgen des Klimawandels sind weltweit alle Regionen betroffen, Klima kennt keine nationalen Grenzen. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder lange Dürreperioden nehmen zu, der Meeresspiegel steigt an, Hurrikane wüten immer öfter. Besonders Städte müssen sich damit befassen, um ihre Einwohner schützen zu können. Umso wichtiger ist es, dass sich weltweit Kommunen gegenseitig darin unterstützen, mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen. Dabei steht ihnen Engagement Global zur Seite: Die SKEW vernetzt Kommunen in Projekten wie „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (Nakopa) oder „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ und berät, wie sie für ihre Klimaanpassungsprojekte Fördergelder erhalten können, beispielsweise aus der sogenannten Klimafazilität. Aus diesem Sonderfonds zur Emissionsminderung, Anpassung an den Klimawandel, Wald- und Biodiversitätserhalt stellte das BMZ 2013 etwas mehr als 400.000 Euro zur Verfügung. Erfolgreich um eine Förderung beworben haben sich seit 2012 vier Partnerschaftsprojekte:

  • Bonn – Cape Coast, Ghana (Laufzeit 2012–2015)
  • Bremen – Durban, Südafrika (Laufzeit 2013–2016)
  • Jena – San Marcos, Nicaragua (Laufzeit 2013–2016)
  • Rhein-Kreis Neuss – Solano, Kolumbien (Laufzeit 2013–2016)

Das Projekt „50 Klimapartnerschaften bis 2015“ wurde 2011 gestartet von der SKEW und der Landesarbeitsgemeinschaft 21 Nordrhein-Westfalen (LAG 21 NRW). Auch der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Landkreistag setzen sich für diese Initiative zum Klimaschutz ein. Jede deutsche Kommune ist willkommen, sich zu beteiligen. Denn jede Gemeinde, jede Stadt, ob groß oder klein, kann sowohl von den Erfahrungen und dem Wissen einer Partnerkommune profitieren als auch ihr eigenes Know-how einbringen.

Ein Beispiel für so einen Austausch war das Netzwerktreffen in Würzburg im Juni 2013. Acht Städte und ein Landkreis, die sich bereits seit 2011 beteiligen, bilanzierten ihre ersten gemeinsamen Jahre in der Klimapartnerschaft. Küstenschutz, die Renaturierung von Ökosystemen, eine bessere Trinkwasserversorgung, Aufforstung, Feuchtlandentwicklung und eine bessere Infrastruktur bei Starkregen –
jeweils eine dieser sehr unterschiedlichen Aufgaben haben sich die einzelnen Partnerkommunen vorgenommen. Trotz der unterschiedlichen konkreten Ziele ähnelte sich die Arbeitsweise: Die Teilnehmenden berichteten bei dem Treffen, wie sie anfangs erst einmal genau die Klimaverhältnisse ihrer Partnergemeinden studierten und wie sie anschließend gemeinsame Ziele setzten, um das Klima nachhaltig besser zu schützen. Dabei wurde festgestellt: Lösungen liegen oft auf der Hand. Vor allem Energie muss eingespart und erneuerbare Energien müssen gefördert werden.

Von Würzburg nach La Paz: Wenige Monate später, im September 2013, tauschten sich in Bolivien sieben der vierzehn lateinamerikanischen Kommunen, die seit 2012 teilnehmen, darüber aus, welche Erfahrungen sie mit dem Klimaschutz haben und welche Hoffnung sie in ihn setzen. Mit ihren deutschen Partnern wollen sie nun bis 2014 konkrete Pläne erarbeiten, wie sie den Klimaschutz gemeinsam voranbringen können.

„Das Verrückte ist ja: der Klimawandel wurde durch die industrielle Revolution verursacht, bei der Afrika gar nicht mitgewirkt hat. Aber jetzt muss Afrika einen hohen Preis dafür bezahlen, durch Überschwemmungen oder Temperaturveränderungen. Afrika befindet sich in einer schwierigen Situation, weil man sich weiter entwickeln muss. Durch das Bedürfnis, sich zu entwickeln, wäre es leicht, es einfach der bereits entwickelten Welt nachzumachen. Aber wir wissen, dass dieser Weg nicht nachhaltig ist. Aber auch CO2-intensive Industrialisierung im Norden und CO2-arme Industrialisierung im Süden kann nicht die Lösung sein. Wir müssen durch Partnerschaft gemeinsam ein neues Haus bauen.“

Jean-Pierre Elong Mbassi,
United Cities and Local Governments of Africa (UCLG-A)

2013 entschlossen sich weitere zehn Kommunen mitzumachen: Horb am Neckar, Langen bei Bremerhaven, Ludwigsburg, Marburg, München, Neumarkt in der Oberpfalz, Oldenburg, Rastatt, Solingen und Unterschleißheim. Sie erarbeiten nun mit Partnerkommunen aus Burkina Faso, Ghana, Kamerun, Lesotho, Senegal, Südafrika und Tunesien Handlungsprogramme für den Klimaschutz.

service-eine-welt.de - Klimapartnerschaften
service-eine-welt.de - Nakopa
service-eine-welt.de - Klimafazilität
bmz.de - Klimaschutzfinanzierung

Kommunen europäisch fördern

Entwicklungspolitisches Engagement in Deutschland wird außer vom BMZ auch von den Bundes-ländern und der Europäischen Union (EU) gefördert. Um nicht nur interessierten Organisationen, sondern auch Ländern und Kommunen den Zugang zu den EU-Fördermitteln zu erleichtern, hat Engagement Global im Jahr 2013 mit viel Energie ein neues Angebot von bengo vorbereitet. Die Beratungsstelle berät und qualifiziert bereits seit 1997 Nichtregierungsorganisationen zu EU-Fördermitteln, von allgemeinen Fragen bis hin zur Erarbeitung einzelner Anträge und Berichte. Rund 2.000 Projekte hat sie bereits betreut. Ab 2014 ist dieses Angebot auch für Kommunen offen, die Gelder bei der europäischen Generaldirektion für Entwicklung und Zusammenarbeit (EuropeAid) beantragen wollen. Denn die Erfahrung zeigt: Diese Antragsstellung ist alles andere als einfach. Dabei hat die EU großes Interesse, entwicklungspolitisches Engagement zu fördern: Rund 400 Mal pro Jahr bittet EuropeAid um entsprechende Projektvorschläge.

Doch das Verfahren ist komplex. Die Ausschreibungen beruhen auf einheitlichen Richtlinien, unterscheiden sich aber in vielen Details, und sie sind nicht auf Deutsch, sondern in Englisch, Französisch, Spanisch oder Portugiesisch verfasst. Wer sich mit der Fördermittel-Bürokratie der EU nicht auskennt, kann leicht schon an der Antragsstellung scheitern. Das Wissen und die Erfahrung aber, die auf EU-Ebene benötigt werden, besitzt Engagement Global – und gibt beides nun auch an Kommunen weiter.

Das Beratungsteam kann dabei auf die Kontakte zurückgreifen, die Engagement Global seit langem zu den Kommunen unterhält. Die Arbeit konnte daher bereits 2013 aufgenommen und Kommunen bei ihrer EU-Antragsstellung oder bei ihrer Projektarbeit auf Grundlage bereits bestehender EU-Verträge unterstützt werden.
Die Beratung von Engagement Global zu EU-Fördermitteln ist bislang einzigartig, vergleichbare Institutionen gibt es in keinem anderen EU-Land. Das könnte sich ändern, das Projekt Schule machen, denn private Träger aus anderen europäischen Ländern haben bereits angeregt, eine Beratungsstelle dieser Art europaweit einzuführen.

bengo.engagement-global.de - EU-Beratung