Engagement von Süd für Nord

Weiterdenken, umdenken und die Perspektive wechseln – davon war die Weiterentwicklung des Freiwilligenprogramms weltwärts im Jahr 2013 bestimmt. Seit 2008 sendet weltwärts junge Deutsche zwischen 18 und 28 Jahren in den Globalen Süden. Gut 20.000 Freiwillige haben sich in Partnerorganisationen für Bildung, Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft, Kultur und Menschenrechte engagiert, allein 2013 nutzten 3.361 junge Menschen das Programm. Ausgestattet war das Programm 2013 mit knapp 23,5 Millionen Euro.

2013 hat das Gemeinschaftswerk weltwärts entschieden: Der Freiwilligendienst soll nicht länger ausschließlich in eine Richtung verlaufen. Stattdessen soll er den gleichberechtigten Austausch zwischen Menschen des Globalen Südens und des Globalen Nordens gezielter fördern. Was lag da näher, als auch jungen, interessierten Erwachsenen aus dem Globalen Süden die Möglichkeit zu geben, als Freiwillige zu arbeiten? Also startete ein neues Pilotprojekt von weltwärts in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Die Süd-Nord-Komponente.

Der Titel zeigt es schon an: Teilnehmende aus afrikanischen, lateinamerikanischen, asiatischen und osteuropäischen Ländern verbringen in der Regel zwölf Monate in einem Land des Globalen Nordens, in Deutschland. Hier engagieren sie sich in unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Institutionen aus Kultur, Naturschutz, dem sozialen Bereich oder dem Sport. Voraussetzung ist, dass Organisationen, die Freiwillige bei sich aufnehmen wollen, gemeinwohlorientiert sind und entwicklungspolitische Erfahrungen haben.

Das Interesse an der neuen Programmkomponente war enorm. Und das, obwohl die Anforderungen recht hoch waren. Bedingung für eine Teilnahme der deutschen Organisationen war, dass sie die Gäste aus dem Globalen Süden gut betreuen und sie bei der Eingliederung in ihre neue Umgebung unterstützen würden. Die Mitarbeitenden vor Ort sollten darauf achten, dass die Süd-Teilnehmenden sich in Deutschland und bei ihrer Arbeit tatsächlich gut einbringen können.

Trotz der anspruchsvollen Anforderungen beantragten schon in der ersten Runde 43 Organisationen insgesamt 260 Freiwilligenplätze. So viel hatte weltwärts nicht erwartet. Obwohl ursprünglich vorgesehen war, nur 100 Freiwillige aus dem Globalen Süden nach Deutschland einzuladen, wurden nun in Absprache mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im ersten Durchgang, der im November 2013 startete, 150 Teilnehmende in Deutschland begrüßt.

Die Teilnehmenden werden von den weltwärts-Partnerorganisationen im Globalen Süden mit Bedacht ausgewählt. Um tatsächlich vom Auslandsaufenthalt zu profitieren, müssen sich die jungen Freiwilligen gut integrieren können. Das setzt voraus, dass sie – zumindest in Grundlagen – die deutsche Sprache beherrschen. Es wird von ihnen erwartet, dass sie sich für die deutsche Kultur interessieren und offen sind für entwicklungspolitische Themen. Während ihres Aufenthalts in Deutschland sollen sie schließlich regelmäßig an einem Begleitprogramm teilnehmen, in dem beispielsweise Seminare über politische Bildung angeboten oder Reflexionsseminare über ihre Freiwilligenarbeit veranstaltet werden. Für den Erfolg des Programms ist aber noch eines ganz wichtig: Wenn die Teilnehmenden in ihre Heimat zurückkehren, sollen sie sich weiterhin für die Zivilgesellschaft vor Ort engagieren und ihre Erfahrungen, die sie in Deutschland gemacht haben, einbringen.
Die neue Süd-Nord-Komponente von weltwärts läuft vorerst in einer dreijährigen Pilotphase. Anschließend wird sie evaluiert.

weltwaerts.de - weltwärts Homepage

Wohin zieht es weltwärts-Freiwillige? Top Ten der insgesamt 64 Ausreiseländer
Land Freiwillige
Südafrika 315
Indien 312
Bolivien 245
Tansania 232
Peru 214
Ecuador 168
Ghana 161
Kolumbien 143
Chile 116
Argentinien 106
Neue Strukturen für noch mehr Wirkung

2013 war nicht nur das Jahr der neuen Programme. 2013 hat auch strukturelle Änderungen mit sich gebracht. Die zivilgesellschaftlichen Akteure des Programms und das BMZ haben entschieden, weltwärts künftig gemeinsam zu verantworten. Ein neues Gremium, der Programmsteuerungsausschuss, nahm in diesem Sinne 2013 seine Arbeit auf und löste den weltwärts-Beirat ab. Im neuen Ausschuss arbeiten nun Vertreter des Ministeriums und der Koordinierungsstelle von weltwärts mit Repräsentanten des Evangelischen Forums entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, des Verbunds Weltoffen und des Katholischen Verbunds Weltfreiwilligendienst mit Michel Arndt und Stephan Freericks (Vertreter der Verbünde) zusammen. Die letzteren beiden sprechen für die Rückkehrenden.
Die Einführung der Süd-Nord-Komponente hat die zukünftige Richtung für Engagement Global bereits angedeutet: Es soll der gleichberechtigte Austausch zwischen allen Teilnehmenden der Programme noch stärker betont werden. Dass diese Strategie sehr erfolgreich ist, hat Engagement Global in anderen Programmen bereits erfahren.
Namentlich ASA und der Konkrete Friedensdienst haben die Süd-Nord-Perspektive schon länger in ihre Arbeit einbezogen.

In welchen Arbeitsfeldern sind die Freiwilligen tätig?
Kategorie Freiwillige
Bildung 1301
Förderung von Kindern und Jugendlichen 1080
Arbeit mit Menschen mit Behinderung 210
Gesundheit 203
Umwelt- und Ressourcenschutz 146
Andere (Landwirtschaft, Ernährungssicherung, Kultur, Sport, Menschenrechte, ...) 421
Konkreter Friedensdienst

Der Konkrete Friedensdienst (KFD), ein vom Land Nordrhein-Westfalen finanziertes Angebot, bietet seit 2012 eine Südkomponente. An dieser Südkomponente beteiligt sich das BMZ finanziell. Ausgewählt über die Partnerorganisationen des KFD konnten so 2013 sechs Personen in einer gemeinnützigen Organisation in Nordrhein-Westfalen ein achtwöchiges Praktikum absolvieren.

engagement-global.de - Konkreter Friedensdienst NRW

ASA-Süd-Nord

Beim Süd-Nord-Programm von ASA geht es um internationale Lerngemeinschaften: Teilnehmende aus Ländern des Globalen Südens und Nordens arbeiten an gemeinsamen Projekten, zunächst drei Monate in Deutschland und danach drei Monate in Afrika oder Lateinamerika. Sie lernen, die Perspektiven aus Süd und Nord gleichermaßen einzubeziehen. Sie diskutieren Herausforderungen und Handlungsbedarfe in Deutschland und im Globalen Süden und überlegen, wie sie ihre Erfahrungen am besten an die Öffentlichkeit bringen. Mit einem Radio-Beitrag? Über Vorträge vor Schülerinnen und Schülern? Über Weiterbildungsangebote? Das Planen, das Entscheiden, das Umsetzen – alles liegt in der Hand der Teilnehmenden. Um globale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, braucht es Menschen, die Veränderungen gemeinsam und partnerschaftlich gestalten. Das ist das Motto von ASA.

37 junge Studierende und Berufstätige haben sich 2013 entschieden mitzumachen. Sie haben sich in zehn Projekten entweder künstlerisch, sportlich, pädagogisch oder handwerklich engagiert.

In Limbe (Kamerun) und Stuttgart drehten beispielsweise vier Teilnehmende zusammen einen Film, um Kinder und Jugendliche an das Thema Umweltschutz heranzuführen. Bei einem gemeinsamen Projekt von Greifswald und Pomerode (Brasilien) setzten sich vier junge Erwachsene mit der Geschichte der beiden Regionen auseinander, denn hier wie dort leben Menschen, die – trotz der riesigen Entfernung – gemeinsame Vorfahren aus Pommern haben. Mit ihren neu gewonnenen Geschichtskenntnissen gingen die Projektteilnehmenden in die Schulen ihrer Gemeinden, um sie dort zu präsentieren. Sportlich ging es schließlich ein Vierer-Team in Brasilien, Chile und Deutschland an. Fußball als soziales Projekt war ihr Thema. Sie wollten gemeinsam herausfinden, wie Kicken menschliche Beziehungen stärken kann, und organisierten Straßenfußballturniere.

Drei Beispiele von insgesamt zehn Projekten, doch sie allein zeigen schon: Vielfalt im Engagement und ein intensiver Austausch zwischen den Teilnehmenden haben ASA Süd-Nord im Jahr 2013 geprägt.

asa-programm.de - ASA-Programm - Süd-Nord-Austausch